Manchmal…

…beginnt das Jahr auch erst im August – bzw. endet im August. Oder so ähnlich.

Als meine Schwester 2010 zu ihrem Schüleraustausch in die USA aufgebrochen ist, war ich noch felsenfest davon überzeugt, dass ich das nicht machen möchte. Wieso auch? Ich verliere ein Jahr in der Schule, muss alle meine Freunde verlassen und dann – noch schlimmer – zusehen, wie alle ihr Abi machen und in die weite Welt hinausziehen, während ich immer noch in Schwerin im Gymnasium hocke.

Und dann habe ich meine Meinung doch noch mal geändert.

Wahrscheinlich waren die Geschichten von meiner Schwester ausschlaggebend. Wenn sie von den Freunden berichtet, die sie kennengelernt hat, oder von den coolen Trips, die sie quer durch ihr Gastland geführt haben, begeisterte mich der Gedanke, einen Austausch zu machen, mehr und mehr. Man könnte auch sagen, dass ich ziemlich neidisch war… Auf jeden Fall hat mich meine Schwester auf die Idee gebracht.

Zuerst wollte ich so wie sie in die USA. Wie schon gesagt haben mich die Storys schon ziemlich beeindruckt und ich wollte auf jeden Fall auch so viel Spaß haben wie sie. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob ich diese einmalige Chance für die USA und die dort vorherrschende Sprache „wegwerfen“ sollte. Versteht mich nicht falsch, ich bin ein großer Fan des Landes und der englischen Sprache. Und ich weiß auch, dass es bei einem Schüleraustausch nicht vorrangig um die Erweiterung des eigenen Fremdwortschatzes gehen sollte – Rotary titelte auf der Outbound Orientation nicht umsonst: „Wir sind keine Sprachschule!“. Aber mir wurde aus den Erzählungen meiner Schwester auch klar, dass es dort eigentlich nicht so anders ist. Im Prinzip ist es Europa auf englisch. Und ich bin der Meinung, dass ich den Schüleraustausch vor allem dafür nutzen sollte, eine fremde Kultur kennenzulernen und zu leben. Wann bekomme ich später noch einmal die Gelegenheit, mein altes Leben zurückzulassen und in eine ganz neue Welt einzutauchen?

So sehr ich mich auch mit der Entscheidung gequält habe,  die USA wurden zum Zweitwunsch degradiert. Aber wo möchte ich denn eigentlich hin? Bei dieser Frage hat mir dann eine Austauschschülerin geholfen, die für vier Monate bei uns gelebt hat. Luisina aus Argentinien ist mir richtig ans Herz gewachsen und konnte mich für ihr Heimatland begeistern. Wenn sie uns von ihrem zu Hause erzählte, bekam ich richtig Lust, das alles mit eigenen Augen zu sehen. Für die Sprache interessierte ich mich auch – Spanisch ist eine Weltsprache und wird immer wichtiger. Außerdem hört es sich cool an.

Die Länderfrage war nun also geklärt und von meinem Rotaryclub wurde ich auch angenommen. Eine Bemerkung am Rande: Für mich kam als Austauschorganisation von Anfang an nur Rotary infrage. Erstens, weil meine Schwester auch mit Rotary ins Ausland gegangen ist und zweitens, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis einfach stimmt. Da Rotary eine gemeinnützige Organisation ist (die haben Polio fast ausgerottet!!!) und deshalb nicht auf Gewinn aus ist, muss man praktisch nur den Flug und die Versicherung selbst bezahlen. Dafür bekommt man eine ausgezeichnete Betreuung vor, während und nach dem Austausch. 

Also habe ich schnell die Bewerbung ausgefüllt, denn ich war von September bis Dezember 2013 in Frankreich, ein kleiner Vorgeschmack auf das große Abenteuer. Ich hatte zwar gehofft, dass ich vor meiner Abreise alles erledigt habe, da habe ich leider falsch gedacht. Aber die drei, vier Formulare konnte ich dann auch noch einscannen und per E-Mail schicken…

Ich bin am 06.12.2013 in Berlin gelandet, am 07.12.2013 fand dann die erste Outbound-Orientation statt. Outbounds sind die Austauschschüler bei Rotary vor dem Austausch. Wenn sie im Gastland sind, heißen sie Inbounds und nach ihrer Rückkehr Rebounds. Immer diese Terminologie… schrecklich. Auf jeden Fall war das Timing ziemlich genial. Bei dieser Veranstaltung wurden wir dann noch mal mit der Organisation vertraut gemacht (als ob wir nicht alles zu Rotary vor der Bewerbung auswendig gelernt hätten), haben uns in Zweiergruppen gegenseitig vorgestellt und lecker gegessen. Hier haben wir auch die obligatorischen dunkelblauen Rotary-Blazer anprobiert und gleich bestellt. Außerdem wurde uns gesagt, dass wir Ende Februar bis Anfang März wissen, in welches Land wir kommen.

Und nach einigem Hoffen und Bangen habe ich einen Platz in Argentinien bekommen!!! Das war total unwahrscheinlich, immerhin gab es für unseren Distrikt nur fünf Plätze und ungefähr 20 Bewerber. Der andere Outbound aus meinem Club kommt auch nach Argentinien, genauso wie eine Freundin aus Schwerin. Echt krass, dass wir so viel Glück hatten… Es ist immer noch ziemlich surreal.

Mittlerweile kenne ich auch schon meinen Host-Distrikt, 4920. Dann habe ich natürlich erst mal gegooglet, wo das überhaupt liegt. Ergebnis: überall. Naja, vielleicht ist das ein bisschen übertrieben. Aber er ist auch nicht gerade klein. Nach kurzer Recherche konnte ich dann auch die argentinischen Provinzen zuordnen. Entweder ich komme nach Buenos Aires (die Provinz, nicht die Stadt) oder – in die Pampa. Ohne Spaß, die Provinz heißt La Pampa. Wieder was gelernt, daher kommt also das Sprichwort. Ich lasse mich dann mal überraschen, aber allzu lange möchte ich auch nicht mehr auf die Namen meiner Gastfamilien warten.

TL;DR – Ich komme nach Argentinien und bin happy. Ich weiß ungefähr, wohin ich Ende August komme, aber noch nichts genaues. In dem Blog hier werde ich meinen Austausch festhalten. Viel Spaß beim Lesen oder auch nicht.

¡Adiós, amigos!

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